Artikel beim Luxemburger Wort

In der „Unité de sécurité“ (Unisec) in Dreiborn können bis zu zwölf jugendliche Straftäter aufgenommen werden. Nach über 20 Jahren Planung ist der geschlossene Bereich noch immer nicht in Betrieb. Wir haben uns umgesehen.

(asc) – Es ist ein Nachmittag im April, hoch oben in den Bäumen zwitschern die Vögel fröhlich in den Ästen, die Sonne scheint. Im Hof des „Centre socio-éducatif de l’Etat“ begegnen wir Jugendlichen, die an der frischen Luft miteinander diskutieren. Weitaus ruhiger geht es im Bereich der geschlossenen Einheit der Erziehungsanstalt zu, denn noch werden in dem modernen Neubau keine jugendlichen Straftäter untergebracht – ein Gesetz, das den Betrieb regeln soll, befindet sich immer noch auf dem Instanzenweg. Bis dieser Text im Memorial veröffentlicht wurde, kann der geschlossene Bereich der Anstalt nicht genutzt werden. Wann die Sicherheitseinheit also in Betrieb genommen wird, steht weiter in den Sternen.

Die „Unité de sécurité“ (Unisec) in Dreiborn ist eine Abteilung des „Centre socio-éducatif de l’Etat“ (CSEE), in dem zwölf jugendliche Straftäter – in der Regel neun Jungen und drei Mädchen – in naher Zukunft aufgenommen werden können. Seit über zwanzig Jahren wird darüber diskutiert. Jetzt ist diese geschlossene Einheit fast bezugsfertig – nur kleine Anpassungen müssen noch an der Einrichtung vorgenommen werden.

Der Richter entscheidet
Ein hohes Gitter umzäunt die „Unité de sécurité“ und lässt keinen Zweifel aufkommen: Ein jugendlicher Straftäter, der diese Absperrung passiert, wird diesen Bereich so schnell nicht wieder verlassen. „In der Unisec können Kinder und Jugendliche von null bis 18 Jahren untergebracht werden“, sagt Guy Aeckerlé, der Verantwortliche der „Unité fermée pour mineurs“ in Dreiborn gegenüber dem „Luxemburger Wort“.

Ob und wie lange ein jugendlicher Straftäter in die geschlossene Einheit kommt, entscheidet ein Jugendrichter. In der Regel verweilen sie mindestens drei Monate in der Sicherheitseinheit, der Aufenthalt kann aber auch länger dauern, wenn der Jugendrichter dies für angemessen hält.

In der Regel wird der Jugendliche von der Polizei nach Dreiborn überführt, der Polizeiwagen fährt durch das große Gittertor und übergibt den Jugendlichen im Eingangsbereich an das Sicherheitspersonal, beziehungsweise die Erzieher der Anstalt. Anwälte, Familienangehörige und das Personal betreten die Anstalt durch eine separate Tür. Der Eingangsbereich und der Raum mit den Bildschirmen der Kameraüberwachung gelten als eine Art Pufferzone zwischen der Außenwelt und dem geschlossenen Bereich.

„Nachdem die Personen den Metalldetektor passiert haben, betreten sie zusammen mit einem Sicherheitsbeamten und einem Erzieher den geschlossenen Bereich. Ab jetzt dürfen sie sich nur in Begleitung eines Erziehers und eines Sicherheitsangestellten in den Fluren bewegen“, erklärt Aeckerlé.

Die geschlossene Abteilung der „Unité de sécurité“ ist in drei Bereiche unterteilt: der Besucherbereich, zu dem Anwälte und Familienangehörige Zugang haben, den Bereich für externe Experten dürfen nur Ärzte und Krankenpfleger betreten und im dritten Bereich ist der Wohnbereich der Häftlinge angesiedelt. Zu Letzterem haben nur die jugendlichen Straftäter, das Sicherheitspersonal und die Betreuer Zugang. Alle drei Bereiche sind durch Türen voneinander abgetrennt, die ständig geschlossen bleiben müssen.

Gepolsterte Einzelzelle
Jugendliche Straftäter, die beispielsweise spät abends oder nachts nach Dreiborn gebracht werden, verbringen meist die erste Nacht in einer gepolsterten Einzelhaftzelle und ziehen erst am nächsten Tag in ihr Zimmer um. In der gepolsterten Zelle werden auch Straftäter vorübergehend untergebracht, die aufgrund ihres psychischen Zustandes eine Gefahr für sich selbst oder für andere Personen darstellen.

Die zwölf Zellen – Direktor Aeckerlé spricht lieber von Zimmern – befinden sich auf zwei Stockwerken. Auf jeder Etage gibt es zwei „Unités de vie“ mit je drei Zimmern. Die Zimmer sind mit Bett, Schrank, Büro, WC und Waschbecken ausgestattet, und in jeder Wohngemeinschaft gibt es einen Aufenthaltsraum mit einem Fernseher. Zwischen zwei Wohnbereichen befindet sich der Raum des Sicherheitspersonals.

Zwischen 7.30 Uhr und 21.30 Uhr lernen die Häftlinge, sich wieder in einem normalen Tagesablauf (Aufstehen, Frühstück, Schule, Essen, Freizeitaktivitäten) zurechtzufinden. „Bei uns müssen sie sich an einen normalen Stundenplan halten. Für viele stellt dies bereits eine Herausforderung dar“, sagt Guy Aeckerlé. Die jungen Straftäter lernen auch, wie man einen Haushalt führt, d. h. sie müssen ihre Kleider selbst waschen und ihr Zimmer sauber halten.

Kein Ausgang gestattet
Die Schulpflichtigen werden in den beiden Klassensälen unterrichtet, die Älteren nehmen an Workshops teil. „Darin unterscheidet sich die Unité de sécurité von der Erziehungsanstalt. Anders als die Jugendlichen aus dem Centre socio-éducatif verlassen die jungen Häftlinge der ,Unité de sécurité‘ die geschlossene Einheit nicht, um zur Schule zu gehen oder eine Ausbildung zu absolvieren“, erklärt Aeckerlé.

Um die Jugendlichen zu beschäftigen, wird ihnen ein breit gefächertes Sportangebot angeboten, sie können sich aber auch zu Gemeinschaftsspielen oder zum Fernsehen im Gemeinschaftsraum treffen. Im Nebenraum wird gegessen, dabei mischen sich die Erzieher und der Leiter der Sicherheitseinheit unter die Jugendlichen. Bei schönem Wetter kann nach Inbetriebnahme der Anlage beispielsweise im Binnenhof auch gegrillt werden.

Das Gebäude der „Unité de sécurité“ sei fast bezugsfertig, sagt Leiter Aeckerlé. Das Sicherheitspersonal wird zurzeit im Schrassiger Gefängnis ausgebildet.